Bedeutende römische Bronze-Urne mit Memento-Mori-Inschrift im Versmaß

Kulturraum: Römisch
Periode: Ende 1. bis Anfang 2. Jahrhundert n. Chr.
Material: Bronze
Dimensionen: Höhe 46 cm
Preis: 24.000 Euro
Ref: 3693
Provenienz: Süddeutsche Privtatsammlung Jakob Polschak, erworben 1960er Jahre. Danach drei Generationen in Familienbesitz. Von der Enkelin Daniela Papadopoulos zur Auktion gebracht bei Hermann Historica am 16. Mai 2022, Los 59. Zuletzt in der österreichischen Sammlung D. D.
Erhaltung: Minimale Ausbrüche im unteren Drittel der Urne fachmännisch von innen her restauriert und stabilisiert. Sonst nur Korrosionsspuren an der Innenseite. Mit schöner Patina.
Beschreibung: Prachtvolles, großes Bronze-Gefäß, das ursprünglich wohl für die Lagerung oder Temperierung von Wein hergestellt wurde, zeitnah aber als Aschenurne Verwendung fand. Das bikonische Gefäß steht auf einem ringförmigen Standfuß mit umgeschlagenen Rand, der separat gearbeitet und an seiner trichterförmigen Oberseite angelötet wurde. Am Übergang von Bauch zu Schulter sind gegenüberliegend zwei horizontal angeordnete Henkel mit Attaschen in Form von durchbrochenen Palmetten angebracht. Die Henkel elegant nach oben geschwungen und mit profiliertem Griff. Knapp unterhalb der Henkel umlaufend zwei parallele Drehrillen. Ebenfalls separat gearbeitet ist der zugehörige Deckel, der in der Mitte einen Drehverschluss aufweist, mit dem ein daneben liegendes Loch geöffnet und verschlossen werden konnte. Möglich, dass über diese verschließbare Öffnung der in der römischen Tradition stehende Akt der Todenspeisung vollzogen werden sollte. Besondere Bedeutung erhält die Urne schließlich durch ihre zweizeilige im Versmaß („elegisches Distichon“) verfasste Inschrift auf der Schulter. Diese lautet: „QVANTVM EST IN VITA FAMAE VIRTVTIS HONORIS / ENAT QVAM PARVOS MORS REDIGIT CINERES.“ Es handelt sich um ein Memento Mori, das frei übersetzt etwa bedeutet: „Wieviel es im Leben an Ruhm, Tugend und Ehre auch geben mag, der Tod macht daraus wieder kleine Aschehäufchen.“ Die Buchstaben sind wohl proportioniert und genau bemessen auf die Außenseite der Urne eingemeißelt worden. Sowohl der Dichter als auch der Kalligraph bewiesen bei der Ausführung die meisterhafte Beherrschung ihres Handwerks. Ein Dokument römischer Sach- und Geisteskultur von großer Seltenheit.