Picenische Brustplatte „Kardiophylax“
Kulturraum: Picenisch
Periode: 6. Jahrhundert v. Chr.
Material: Bronze
Dimensionen: Durchmesser 25,6 cm
Preis: Verkauft
Ref: 4199
Provenienz: Galerie Elsa Bloch-Diener, Bern. Dort in den 1970er Jahren von Alice und Fernand Halpen erworben. Durch Erbe an die Sammlung Jacques und Henriette Schumann. Mit Kopie der Inventarliste und einem alten Sammlungsfoto. Versteigert bei Christie’s Paris am 30. September 2003, Los 85. Zuletzt im englischen Kunsthandel.
Erhaltung: Winzige Ausbrücke am Rand, sonst wunderbar erhalten mit schöner Patina.
Beschreibung: Seltene Brustplatte aus Bronze, die zur Ausstattung eines picenischen Kriegers gehörte. Die leicht konvexe, kreisrunde Platte ist gehämmert und reich verziert. In einem Kreis aus applizierten Noppen sind zwei überaus kreative Mischwesen ausgetrieben. Das große, nach links gerichtete Wesen hat den Kopf und den Körper eines Wasservogels, jedoch vier übergroße Beine mit langen Krallen. Am Schwanz ruht ein weiteres stilisiertes Tier, das zwei Köpfe mit langen Schnäbeln besitzt, die auf einem halbkreisförmigen Hals aufsitzen. Ein langer Schwanz mit flügelartigen Fortsätzen steht nach rechts ab. In der linken und rechten Bildhälfte sind zwei kleine Kreise aus applizierten Noppen angebracht, einer mit Noppe, der andere mit Lochung in der Mitte. Über insgesamt sieben Lochungen war die Platte an einem ledernen Untergrund fixiert. Scheiben wie diese wurden als Rüstung getragen, um das Herz zu schützen, weshalb sie auch als Kardiophylax bezeichnet werden. Die Picener waren Zeitgenossen der Etrusker, die ab dem 9. Jahrhundert v. Chr. an der oberitalienischen Adriaküste in den Marken siedelten. 268 v. Chr. wird ihre Hauptstadt schließlich von den Römern erobert. Vergleiche zur Tragart einer Brustplatte wie dieser die Darstellung des Kriegers von Capestrano im Museo archeologico nazionale d’Abruzzo. Eine Brustplatte mit ähnlicher Verzierung befindet sich im British Museum mit der Objektreferenz 1872,1008.1. Weitere Parallelen siehe Christie’s Auktion vom 10. Juni 2010, Los 121 sowie die Publikation „Ancient Art from the Barbier-Mueller Museum“, Genf 1991, Seite 92-93. Gesockelt.