Etruskische Aschenurne aus Chiusi
Kulturraum: Etruskisch
Periode: 2. Jahrhundert v. Chr.
Material: Terrakotta
Dimensionen: 57,9 cm x 46,4 cm x 22,3 cm
Preis: Verkauft
Ref: 4197
Provenienz: Französische Privatsammlung Dr. Jean Lapourge (gest. 1978), der von etwa 1920 bis 1960 in Nizza praktizierte. Danach in Familienbesitz. Mit französischem Antikenpass und TL-Test vom 7. April 2023, der das Alter der Urne bestätigt.
Erhaltung: Abgesehen von antiken Bestoßungen, vor allem in der rechten oberen Ecke der Aschenkiste intakt und mit prächtig erhaltenen Farben.
Beschreibung: Außergewöhnlich große und auch in ihren Farben prachtvoll erhaltene etruskische Terrakotta-Aschenurne aus hellenistischer Zeit. Der Deckel zeigt den Verstorbenen auf einer Kline liegend. Er stützt sich auf seinem linken Arm ab, der auf einem goldenen Kissen ruht. Feine Nähte und die sorgfältige Bemalung des Polsters stellen Reichtum zur Schau. Auch die Kleidung des jungen Mannes ist außerordentlich fein. Er trägt eine weiße Tunika, von der zwei Zierbänder auf den Oberarm herabhängen. Über die linke Schulter und seine Hüfte hat er einen Mantel geworfen. Im Haar festigt ein Kranz, der speziell für das Bankett getragen wird, seine kurzen Locken. In seiner rechten Hand, die er am Knie abstützt, hält er eine Opferschale. Der Urnenkasten selbst zeigt auf der Vorderseite ein aus einer Matrize gearbeitetes Relief vom tödlichen Duell der Brüder Eteokles und Polyneikes. Die Söhne des Königs Ödipus von Theben teilten sich den Thron, nachdem ihr Vater abdanken musste. Dieser hatte sich zuvor den Zorn der Götter zugezogen, weil er seinen Vater ermordet und mit seiner Mutter Inzest betrieben hatte. Schon bald kommt es zum Zerwürfnis der Brüder, das im hier dargestellten, für beide tödlichen Zweikampf gipfelt. Zwei weibliche Todesdämonen wachen mit ihren Fackeln an den Seiten, während Eteokles seinen bereits knieenden Bruder das Schwert in den Hals rammt. Der sterbende Polyneikes wehrt sich mit einem von unten geführten Schwerthieb, der in der Folge auch seinen Bruder tötet. Die Szene wird von zwei Pilastern gerahmt, die ein Gesims mit Eierstab-Muster tragen. Diese Darstellung ist typisch für Urnen aus Chiusi. Vergleiche dazu: „Die Etrusker. Von Villanova bis Rom.“, Florian S. Knauß und Jörg Gebauer (Hrsg.), München 2015, Seite 265 ff. Zur Darstellung des jungen Mannes siehe die Urne im British Museum mit der Registration Nr. 1926,0324.124. Mit TL-Test.