Mehrfach publizierte Grabstele der Berous aus Rhosos in Kilikien
Kulturraum: Griechisch/Oströmische Provinz
Periode: 3. Jahrhundert
Material: Marmor
Dimensionen: 48 cm x 41 cm x 9,5 cm
Preis: Verkauft
Ref: 2010
Provenienz: Zumindest seit 1931 nachgewiesen in der Sammlung des französischen Delegierten Pierre Durieux in Alexandrette, danach in Familienbesitz. Seit 2013 in einer österreichischen Sammlung.
Erhaltung: Bestoßungen, vor allem in den Gesichtern der erhabenen Figuren.
Beschreibung: Bedeutende Grabstele aus weißem Marmor, die in Rhosos in Kilikien gefunden wurde und erstmals im Jahr 1931 in der Residenz des französischen Delegierten in Alexandrette nachgewiesen ist. Das Relief zeigt einen Giebel mit Eckakroteren und Rosette, darunter Girlanden und Bukranien. Zwischen zwei seitlichen Pfeilern erkennt man vier gelagerte Personen, zwei Männer und zwei Frauen. Links vor dem Pfeiler sitzt eine weitere Trauernde, rechts außen steht ein Sklave. Besondere Bedeutung hat die neunzeilige Inschrift im Stile Homers, die bereits 1953 erstmals und danach zumindest dreimal publiziert wurde. In der sorgfältig ausgeführten Schrift beweinen die Hinterbliebenen „Berous, einer Penelope gleich, die mit 22 Jahren starb und drei unmündige Kinder dem Vater zurückließ“. Der Text lautet: 1. [ἁ] μὲ̣ν̣ [Ὀδ]ύσ̣σειος γ̣αμ̣ετὰ μύθοισιν Ὁμήρου τὰν ὕμνοις <ἀ>ρε- 2. τ̣ὰ̣ν̣ [ἔσχεν] ἀ̣ὶ̣ ἑσταμ{μ̣}ένα[ν]. ἅ δε τρόποις σεμνὴ Βεροῦς, πατρὸς _Χρυ- 3. σ̣ί̣π̣[που, ἔργο]ις οὐ μύθοις Πηνελόπα γέγονεν, σώφρων ἐν γαμότητι, 4. περίφρων δ’ἐν βιότητι, οἰκουρὸς δ’ἀγαθὴ καὶ βίου ἡνίοχος. δ<ι>σσῶν δ’οὖσα 5. ἐ̣τ̣έ̣ων καὶ δὶ̣ς̣ δ̣έκα θνῄσκει ἄ̣ωρος, τέκνα λιποῦσα τρί<α> νήπια _πατρὶ. 6. φ̣ί̣λ̣ῳ̣. κ̣ε̣ῖ̣τ̣α̣ι̣ δ’[ἐ]νθάδ’, ὁδεῖτα·θεοὺς σχοί<η>ς ἐπικούρους, εἰ Βεροῦ κούφην 7. [γ]ῆν ἐφέπειν σὺ λέγ̣ῃ̣ς. 8. [Χρύ]σιππε καὶ Βεροῦ κα<ὶ> Νεικηφόρε καὶ Νείκαιε καὶ Σωτ̣η̣ρίς. 9. ἄλυποι χαίρετε. Übersetzung: "Die Gemahlin des Odysseus im homerischen Mythos hat im Lied immer die Tugend aufrechterhalten. Berous aber – ihr Vater war Chrysippos – war von vornehmem Wesen und wirklich, nicht (nur) in der Sage, eine Penelope: keusch in der Ehe, besonnen im Leben, eine gute Hausfrau und Leitstern (meines) Lebens. Mit zweiundzwanzig Jahren stirbt sie vorzeitig und lässt drei unmündige Kinder dem lieben Vater zurück. Hier liegt sie, Wanderer! Mögen die Götter Dir gewogen sein, wenn Du sprichst: „Die Erde laste leicht auf Berous!“ Chrysippos, Berous, Nikephoros, Nikaios und Soteris, ihr habt niemanden betrübt, lebt wohl." Publiziert: IGLS III 721 mit Ergänzung S. 684; Keil, Gnomon 28, 1956, 534; Peek, Archaiologike Ephemeris 1953/54 285–287; Peek, Athenische Mitteilungen 80, 1965, 164; Robert – Robert, Bulletin épigraphique 1951, 227; 1959, 458; 1969, 584. Mit Übersetzung und Kommentar zur Stele von der Wiener Epigraphikerin Katharina Michner MA.