Große Bronze-Statue des Attis in phrygischer Tracht
Kulturraum: Römisch
Periode: 2. Jahrhundert n. Chr.
Material: Bronze
Dimensionen: Höhe 30,7 cm
Preis: 24.000 Euro
Ref: 3663
Provenienz: Christie’s London 8. April 1998, Los 214. Dort erworben von Royal-Athena Gallery, New York. 2007 erworben von einer französischem Sammlung. Am 1. August 2011 bei Collin du Bocage Auktion Paris, Los 72. Danach in der Sammlung Gilles Grimm, Paris. Am 18. Dezember 2018 bei Aguttes Paris, Los 75. Zuletzt bei Bonhams London am 7. Dezember 2021, Los 106. Mit französischem Antikenpass.
Erhaltung: Die separat gearbeitete phrygische Mütze fehlt, sonst wunderbar erhalten.
Beschreibung: Große und bedeutende Vollbronze-Statue des Attis, des schönen jugendlichen Geliebten der Göttin Kybele. Er steht aufrecht und hält seine Arme nach vorne gestreckt. In den Händen hält er Zimbeln. Die beckenartigen Musikinstrumente gehörten zum Attiskult, der mit seinen Geheimriten vom Christen Clemens von Alexandria um 200 n. Chr. beschrieben wurde. Attis trägt eine nach hinten aufgebauschte Tunika, die seinen Oberkörper entblößt. Die auffällige Hose („Anaxyride“) entspricht der phrygischen Tracht, ist oben gegürtet und entlang der Beine so verknotet, dass freie Stellen der Haut offenliegen. Vergleiche dazu die Marmor-Attis-Statue in den Uffizien (Inventar 1914 no. 84). Das Haar ist in zwei Lockenreihen aufgetürmt und hinten verknotet. Einzelne Strähnen fallen ihm seitlich auf die Schulter. Die heute verlorene phrygische Mütze war aus einem anderen Material (Gold?) gearbeitet und in die Kalotte gesteckt. Die hochwertige und detailreiche Verarbeitung lässt vermuten, dass diese Statue bei den Feierlichkeiten rund um den Kybele- und Attiskult Verwendung fand. Höhepunkt waren die jährlichen Ludi Megalenses, die nach Kaiser Claudius vom Märzfest abgelöst wurden und mit Opferungen, Wagenrennen und Theaterspielen gefeiert wurden. Attis, der sich selbst entmannte, nachdem ihn seine eifersüchtige Geliebte in den Wahnsinn trieb, wurde als Fruchtbarkeitsgott verstanden, der mit seinem Blut „die Mutter Erde“ Kybele befruchten musste, damit die Welt entstehen konnte. Der Kult überstand die frühchristlichen Wirren und wurde erst aufgelöst, nachdem 431 auf dem Konzil von Ephesos Maria zur Mutter Gottes erklärt wurde. Die Zeit der Großen Gottesmutter Kybele und ihres Geliebten war damit vorbei. Gesockelt.